11 - 21. März 2007

SchlagLicht

In eigener Sache

Eigentlich hatten wir die Entscheidung schon viel früher erwartet: der DHB und die Verbände haben entschieden, dass www.hockeydialog.de von den Verbandsseiten entfernt und es auch dienstags keinen Hinweis mehr auf das neueste Schlaglicht geben wird.

Auch wenn das nicht weiter verwunderlich ist, wenn man die Hockeyszene kennt, so ist es immer wieder erstaunlich, wie wenig souverän Funktionäre, ob im Verein oder Verband, mit Kritik umgehen. Die Diskussionskultur im Hockey ist leider unterentwickelt. Wir sind schließlich eine hockeyherzliche Familie, in dem möglichst alle Probleme unter den Teppich gekehrt werden müssen.

Genau das war auch der Grund für die Einrichtung dieser Seite. Bisher gab es praktisch kein Medium im DHB, in dem man offen Themen und Probleme ansprechen und diskutieren kann. Wir waren und sind der Meinung: nur wenn wir offen und ehrlich sind, dann lässt sich etwas verändern und verbessern. Persönlich ärgert mich auch immer wieder, dass wir ja sowieso glauben, die Besten und Größten zu sein und gerade viele Verbände und der DHB sich ständig auf die Schulter klopfen und einreden, wie toll sie seien.

Selbstkritik gehört ganz sicher nicht zu unseren Stärken und ist im Sport allgemein unterentwickelt. Dabei sind Fehler ja durchaus normal und menschlich – ob ehrenamtlich oder hauptamtlich. Warum nicht offen ansprechen und etwas dagegen tun, dass der gleiche Fehler nicht noch mal passiert?? Klar – die Ehrenamtlichen machen es in ihrer Freizeit und wollen sich wohl nicht auch noch kritisieren lassen. Durchaus verständlich, aber niemand zwingt einen ja. Eine ganz andere Frage ist die Profilierungssucht von Funktionären, die natürlich nie Fehler machen.

Auch der Hockeydialog lässt sich bestimmt verbessern und auch ich fand nicht jeden Beitrag toll – incl. der eigenen Beiträge. In der Kritik steht aber insbesondere Dieter, und seine Beiträge waren sicher zum Teil sehr hart (übrigens bei weitem nicht alle). Auch ich höre von wohlgesinnten Hockeyspielern, dass er seinen Frust rausläßt, dass er nachtritt, dass er sauer ist, dass er verbittert ist.. Tenor: sowas macht man nicht – er macht es aus Rache. Nur nebenbei bemerkt: gerade die Kritiker machen immer wieder in ihren Ämter Fehler, die man eigentlich nicht macht und unter den Teppich gekehrt werden sollen.

Möglicherweise ist er leicht verbittert, was ich aber nur zu gut verstehen könnte. Wie er damals als Präsidiumsmitglied für Breitensport abgeschossen wurde, war schon mehr als peinlich und damals hat er sich sehr zurückgehalten. Das Argument: Manager der Nationalmannschaft und Breitensport geht nicht – lächerlich, aber war ohnehin nur vorgeschoben. Frau wollte ihn als unbequemen Kritiker loswerden. Es dürfte unbestritten sein, dass Dieter ein hervorragender Breitensportexperte war, der an allen Ecken und Enden vermisst wird. Wer ist eigentlich heute für den Breitensport zuständig?? Man hört nichts, man sieht nichts, er tut nichts. Offensichtlich steht man da doch nicht so im Rampenlicht wie erhofft. Dieter dagegen ging es immer um die Sache.

Als Manager der Nationalmannschaft hat er sicher mehr erlebt als wir alle. Was er mir dabei so gelegentlich erzählt hat, konnte ich ehrlich gesagt kaum glauben, obwohl man ja selbst einiges erlebt hat (Unvergessen bleibt vor einigen Jahren die CT der Damen in Mar del Plata, Argentinien, als ein leitender Angestellter des DHB, wie man im nachhinein erfuhr, per Business Class anreiste, weil sich der Strand von Mar del Plata hervorragend zum Joggen eignete). Trotzdem hat er sich auch da bis auf ein paar seltene versteckte Nadelstiche in seinen Berichten von der Nationalmannschaft sehr zurückgehalten.

Gelegentlich hört man, Dieter sei sauer, weil er nicht mehr Manager der Herrennationalmannschaft sei. Auch Quatsch. Mit dem Weggang von B. Peters war für ihn der Job erledigt – hat er immer gesagt und wusste auch jeder.

Dieter hat jetzt Zeit, Probleme der Entwicklung des DHB zu reflektieren und darüber zu schreiben. Was ist daran schlimm?? Sollten wir uns nicht freuen, dass es jemand, gibt der die Probleme offen anspricht?? Klar – was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Wenn es immer so einfach wäre.

Leider wird Dieter jetzt auch immer häufiger persönlich angegriffen – natürlich nie offen. Man darf da nicht zimperlich sein – auch Dieter hat ausgeteilt, wobei leider nur ganz selten den Inhalten widersprochen wurde. Vielleicht gibt es ja auch nichts zu widersprechen.

Jedenfalls habe ich Dieter als einen Funktionär und Menschen kennen gelernt, dem es immer um die Sache ging; der Hockey nach vorne bringen will, der sich immer auf vielen Ebenen engagiert hat und der immer ein offenes Ohr für alle Vereine hatte. Dazu gehört vielleicht auch, dass man ab und zu mal übers Ziel hinausschießt. Das finde ich auch nicht weiter schlimm. Da hilft vielleicht gelegentlich die rheinische Gelassenheit. Leider haben wir im Hockey viel zu wenige wie Dieter Schürmann. Dafür leider jede Menge Profilierungs-neurotiker.

 
Kai Milner

Kai Milner


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