07 - 12. Februar 2007

SchlagLicht

So schön kann Hockey sein...



...wenn die Schiedsrichter das Spiel laufen lassen. Aber dazu gleich. Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Schlag-Licht vorbereitet (ja, wir haben durchaus noch was auf Lager, Michael! Und zwischen „lieb und böse“ steht es von mir jetzt 3:1), aber die Eindrücke der Endrunde der Deutschen Hallenmeisterschaften vom Wochenende veranlassen mich, den Scheinwerfer in einer andere Richtung zu wenden: zu den Herren-Endrundenspielen in Hamburg, die von den beiden Schiedsrichtern Frank Lubrich und Christian Blasch geleitet wurden (im Halbfinale Berliner HC – Düsseldorfer HC und im Endspiel CHTC Krefeld – Düsseldorfer HC).

Es begann mit dem Halbfinale BHC-DHC. Christian Blasch ließ das Spiel laufen, kleine Fehler im Kreis durchgehen, hoch springende Bälle einfach wieder herunterkommen und die Mannschaften nahmen das Vorteilsspiel an, spielten weiter. Keine Sekunde des Armhebens, Reklamierens. Nein, sie spielten einfach weiter und das Spiel gewann, auch bei ab und an vorkommenden Fehlern, an Klasse. Frank Lubrich nahm das Beispiel seines Kollegen auf und so entwickelte sich ein packendes Halbfinale. Ohne Karten, fast ohne Ecken (gefühlt keine, aber ein, zwei werden es schon gewesen sein). Das Spiel ging rauf und runter, die Torsituationen wechselten innerhalb von Sekundenbruchteilen von einem Schusskreis zum anderen. Ein tolles Hockeyereignis, nach meiner Einschätzung geschaffen von zwei hervorragenden Schiedsrichtern.

Habt mehr Vertrauen in die Spieler, Schiris!


Man sieht, dass das vielerorts schon kurz nach Spielbeginn einsetzende Kartenspiel mancher Schiedsrichter völlig überflüssig ist, ja nur bewirkt, dass sie sich selbst unter Druck setzen und um angemessen zu gewichten, gar nicht anders können, als ihr Ampel-Spiel und das der in der Regel nur die Emotionen der Mannschaften schürende Mittel der Strafverschärfung zu eskalieren. Pfiffe, Unterbrechungen ohne Ende. Dabei wollen die Mannschaften doch nur spielen. Ein bisschen mehr Vertrauen in die Fairness der Beteiligten, liebe Schiedsrichter im Lande. Wie wohltuend anders die Schiedsrichter am Samstag. Das war selbst die Meinung der Verlierer. Der scheidende BHC-Trainer Helmut Schröder (er wird zur Feldsaison durch den BHV-Landestrainer Friedel Stupp ersetzt, der wie Hitzfeld zurückkommt): „ Ich fand die Schiedsrichterleistung klasse, weil die Beiden das Spiel laufen ließen. Ich halte gerade Christian Blasch für den besten und angenehmsten Schiedsrichter in Deutschland. Er hat es nicht nötig, Emotionen aufgrund eigener Persönlichkeitsschwachstellen in das Spiel zu bringen und leitet daher immer sehr angenehm. Frank Lubrich war auch gut. Es waren natürlich einige Pfiffe dabei, die wir anders gesehen haben. Aber das ist ganz normal und tut der guten Leistung keinen Abbruch.“

Auch ein 1:0-Spiel kann attraktiv sein

Zu Recht wurden sie auch als Finalschiedsrichter angesetzt. Und obwohl das Spiel über 60 Minuten nur ein Tor brachte (auch in den Endspielen der früher 60er Jahre mit viel kürzerer Spielzeit war 1964 in Wolfsburg ein 3: 2 zwischen dem UHC und dem TEC Darmstadt das bisher torärmste aller Zeiten), es war nie langatmig und keine Sekunde langweilig. Tore scheinen das Salz in der Suppe, aber am Sonntag wurde ihr Fehlen kaum bemerkt. Das Spiel wogte hin und her, die Schiedsrichter ließen es wunderbar laufen. Und mussten auch überhaupt nicht pfeifen. Nach der Halbzeit habe ich einmal für 10 Minuten die Pfiffe gezählt. 11 x ertönte der Schiedsrichterpfiff, den Anpfiff mitgerechnet. Mir fehlt der Vergleich. Aber nicht nur mir schien es so, als waren die Schiedsrichter gar nicht mehr da. Was für mich das höchste Kompliment für einen Spielleiter im besten Sinne des Wortes ist. Gleichwohl waren sie immer präsent, zeigten mit ihren Gesten an, dass sie Fehler bemerkt hatten und den Vorteil höher schätzten. Klasse einfach.

Shut-out für Schüti


So empfand es auch „Shut-out-Schüti“ (hier sei mir einmal die denglische Alliteration um des Wortspiels gestattet. Und noch ein kleiner Hinweis für die vermeintlich so anglophilen Veranstalter der „Final Four“ und Macher der „Hockey-Zeit“, die dha: Die Ausscheidung am Ende eines Spiels ist im Englischen das dort verwandte „shoot-out“. Christian Schulte blieb ohne Gegentor. Und das ist ein „shut-out“. Wenn schon englisch, dann wenigstens richtig). Der erste und wahrscheinlich auch für alle Zukunft einzige Torhüter, der ein Endspiel um die deutsche Hallenmeisterschaft „zu null“ gewann, auf der Bank wie im Tor ein glänzender Spiel-Analytiker, stimmte mit mir überein, dass die Attraktivität der deutschen Endrunde der Herren 2007 vor allem zwei Schöpfer hatte: Christian Blasch und Frank Lubrich.
Dieter Schuermann

 
Dieter Schuermann

Dieter Schuermann


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